Erprobungsstufe – Was ist das?
Ankommen, sich wohlfühlen und sich persönlich entfalten ist bis heute unser Motto für die Erprobungsstufe.
Unter dem Begriff der Erprobungsstufe fasst man an weiterführenden Schulen die Jahrgangstufen fünf und sechs als pädagogische Einheit zusammen. In der Regel werden Kinder automatisch in die Jahrgangstufe 6 versetzt, um ihnen genügend Zeit zu geben, sich in die neue Schulform einzufinden.
Wie der Begriff schon andeutet, ist es eine Zeit des Erprobens, aber auch des Begleitens und individuellen Förderns, um am Ende der Erprobungsstufe in Zusammenarbeit mit den Erziehungsberechtigten die Entscheidung für die gewählte Schulform endgültig zu treffen.
Da die Kinder aus den Grundschulen unterschiedliche Voraussetzungen mitbringen, holen unsere in der Erprobungsstufe unterrichtenden Lehrkräfte die Kinder in ihrer Entwicklung dort ab, wo sie am Ende der Primarstufe stehen. Auf Werler Ortsebene hat sich hier eine gewinnbringende Zusammenarbeit der unterschiedlichen weiterführenden Schulen mit den Grundschulen etabliert. Einerseits findet ein Austausch zur individuellen Entwicklung der einzelnen Kinder statt, um im Übergang dem einzelnen Kind möglichst gerecht zu werden, andererseits finden jährlich gegenseitige Hospitationen und Treffen zum schulübergreifenden fachlichen Austausch statt. Der Unterricht knüpft daher inhaltlich am Unterricht in der Grundschule an und führt allmählich zu den für das Gymnasium typischen Arbeitsformen und Anforderungen.
Bildungsprofile in der Erprobungsstufe am MG (seit 2024/25)
Der Übergang zu einer weiterführenden Schule ist eine wichtige Wegmarke in der Schullaufbahn aller Schülerinnen und Schülern. Selbstvertrauen und Lernfreude erfahren sie dabei gerade in den Bereichen, in denen sie besondere Talente besitzen und ihre Interessen vertiefen können. Das Marien-Gymnasium Werl knüpft mit den unterschiedlichen Profilangeboten an den Stärken der Schülerinnen und Schüler an.
Im Bewusstsein, dass sich eine Schule stets im Wandel befindet, an gesellschaftliche Entwicklungen anpassen muss und selbst Akzente setzen darf, haben wir als Marien-Gymnasium Werl zum Schuljahr 2024/2025 unsere Profile erneuert. Wir haben Bewährtes weiterentwickelt (aus NW Plus wird MINT) und freuen uns über neue Wahlmöglichkeiten für die zukünftigen Schülerinnen und Schüler (Chor und Sport).
Die Profile im Überblick
Alle Profile werden klassenübergreifend unterrichtet. Freundinnen und Freunde können so in einer Klasse sein und gleichzeitig ihren unterschiedlichen Interessen nachgehen.
- LateinPlus
- "growing together" - Bilingualität
- MINT
- Musik – Chor
- Sport
growing together – Bilingualität – kulturelle Offenheit und Neugierde
Das bilinguale Profil erhöht die englische Sprachkompetenz durch zusätzliche Unterrichtsstunden, ab Klasse 7 schrittweise auch in den Fächern Erdkunde, Geschichte und Politik. Dabei liegt ein Schwerpunkt auf der interkulturellen und sozialen Entfaltung der Schülerinnen und Schüler.
Latein Plus (Duo in uno – Two in one)
Die Schülerinnen und Schüler lernen Latein als zweite Fremdsprache bereits in der fünften Klasse parallel zum Englischunterricht. Die Kombination aus alter und neuer Weltsprache macht den Reiz dieses Modells aus. Ab der Jahrgangsstufe 7 liegt der Lateinunterricht parallel zum WP-I-Wahlfach (Französisch oder Latein), so dass das Latinum dann bereits am Ende der Jahrgangsstufe 10 erlangt werden kann.
MINT
Das bewährte Naturwissenschaften-Plus-Profil wurde erweitert und heißt nun MINT. In den Fächern Mathematik, Informatik sowie den naturwissenschaftlichen Fächern Biologie und Physik erfahren die Schülerinnen und Schüler vertiefte Einblicke in naturwissenschaftliche Fragestellungen, spüren mathematischen Phänomenen nach und erweitern ihre informationstechnischen Grundkenntnisse.
Musik – Chor
Das runderneuerte musikalische Profil spricht Schülerinnen und Schüler an, die Freude am gemeinsamen Singen haben. Schrittweise werden Rhythmusgefühl, Stimmbildung, mehrstimmiges Singen und das Gespür für Musik weiterentwickelt.
Sport
Das neue Profil richtet sich an talentierte, sportbegeisterte Schülerinnen und Schüler, die Freude an Bewegung, Sport und Spielen haben. Es wird gemeinsam trainiert und die Vielfalt des Sports erkundet. Dazu gehört auch Sporttheorie, wie z.B. Regelkunde, Auswirkung von Bewegung, Aufbau des eigenen Körpers und „Erste-Hilfe“. Das Profil strebt die Förderung sozialer Kompetenzen durch gemeinsames Sporttreiben und den fairen Wettkampf an.
Gründe für die Änderung der Profilangebote zum Schuljahr 2024/25
Es gibt verschiedene Gründe, warum die Profilangebote am Marien-Gymnasium zum Schuljahr 2024/25 geändert werden:
- Die Neuerungen sind auch eine Reaktion auf ein verändertes Wahlverhalten und eine veränderte Interessenlage der Schülerinnen und Schüler in den letzten Jahren.
- Als Schule wollen wir mit einem zusätzlichen Sportangebot und einem neu ausgerichteten Musikangebot vielfältige Möglichkeiten für Schülerinnen und Schüler schaffen.
- Bei der Profilwahl war für Schülerinnen und Schüler nicht nur das Interesse am Profil ausschlaggebend, sondern zunehmen der Wunsch, mit ihren Freundinnen und Freunden aus der Grundschulzeit eine gemeinsame Klasse zu besuchen. Dies werden wir nun dadurch vermeiden, dass fast alle Profile klassenübergreifend angeboten werden. Das heißt, in einer Doppelstunde im Vormittagsbereich verlässt man den Klassenverband, um seinen Interessen im Profilkurs nachzugehen.
Den Übergang aktiv begleiten – ein zentrales Anliegen am Marien-Gymnasium
Der Prozess des Übergangs
Um anzukommen, sich wohl zu fühlen und erfolgreich zu lernen, bedarf es zunächst einmal eines angstfreien Übergangs, der Neugierde auf die neue Schule weckt und damit die Grundlagen für erfolgreiches Lernen legt. Mit folgenden Angeboten versuchen wir diesen Prozess zu unterstützen:
- Offener Treff - Schuljahr 2025 "Sie fragen, wir antworten": Für eine persönliche Beratung zur Schullaufbahn Ihres Kindes stehen Ihnen die Schulleitung und erweiterte Schulleitung zum Gespräch zur Verfügung.
- „Tag der offenen Tür“: Kennenlernen unserer Schule mit ihrem bunten Leben und vielfältigen Angeboten sowie der Möglichkeit zur Schulführung und zu persönlichen Gesprächen mit Lehrkräften, Schülerinnen und Schülern und Elternvertreterinnen und -vertretern.
- Ausführliche Informationen zu den Profilangeboten an einem Abend im Januar.
- Individuelle Beratung im Zuge des Anmeldeverfahrens am Marien-Gymnasium. Jede Schülerin/jeder Schüler erhält mit seinen Eltern im Zuge der Anmeldung einen Termin zur persönlichen Beratung durch die Schulleitung oder den Erprobungsstufenkoordinator. Es kann hier auch noch einmal um die Wahl der richtigen Schulform gehen, da Überforderung den Lern- und Entfaltungsprozess eines Kindes hemmen. Bewährt hat sich für uns in diesem Beratungsprozess eine enge Kooperation mit den Grundschulen und der Sälzer-Sekundarschule.
- Begrüßungsnachmittage: Um den Übergang auf die neue, große Schule möglichst angstfrei zu gestalten, werden die Klassen einzeln im Klassenverband noch vor den Sommerferien an einem Nachmittag vom Erprobungsstufenkoordinator begrüßt. Dort können die Kinder bereits ihr neues Klassenleitungsteam, ihre Schülerpaten und sich kennenlernen. Die Eltern erhalten die Gelegenheit, sich über ihre Vorstellungen und Erwartungen von einer gelingenden Schulzeit ihrer Kinder am MG auszutauschen. Zugleich werden die erforderlichen Informationen zum Start am MG gegeben.
- Die offizielle Begrüßung aller neuen Schülerinnen und Schüler und ihrer Eltern am ersten Schultag mit einem religions- und konfessionsübergreifenden Gottesdienst und einem kleinen Festprogramm, welches insbesondere von Schülerinnen und Schüler der Jahrgangstufen 6 und 7 moderiert und gestaltet wird.
- Der zweite Schultag beginnt mit einer Klassenlehrerstunde, in der noch einmal alle Fragen in Ruhe geklärt und alle Räumlichkeiten gezeigt werden können. Dann geht es endlich los!
Das soziale Klima
Das soziale Klima einer Schule und insbesondere einer Klasse stellt eine wichtige Grundlage für den individuellen Lernprozess dar. Auf der Basis unseres Leitbildes, welches den respektvollen und wertschätzenden Umgang miteinander als Fundament des Zusammenlebens begreift, haben sich für die Erprobungsstufe folgende Angebote zur Unterstützung der Entwicklung des sozialen Klimas etabliert:
- Die Klassen werden von einem aus zwei Lehrpersonen bestehenden Team betreut. So findet jedes Kinder besser seinen Ansprechpartner. Zugleich führt der regelmäßige Austausch der Teampartner zu einer reflektierten Betreuung der Kinder.
- In der Regel erhält jede Klasse der Jahrgangstufe 5 eine „Klassenlehrerstunde“. Hier kann ein Klassenrat abgehalten werden, in dem regelmäßig die soziale Entwicklung der Klasse begleitet wird. Zugleich dient die Stunde der individuellen Förderung.
- Eine wichtige Funktion nehmen mittlerweile die Klassenpaten ein. Jede Klasse 5 hat mindestens zwei Klassenpaten aus der Jahrgangsstufe 9, die der Klasse als Ansprechpartner zur Seite stehen. Seit dem Schuljahr 2017/18 werden die Klassenpaten zu Medienscouts und Streitschlichtern ausgebildet, so dass sie auch in Krisensituationen der Klasse geschult zur Seite stehen können.
- Seit dem Schuljahr 2016/17 gibt es auf Anregung von Eltern zu Ende eines Schuljahres die „Minipflegschaft“ der Klassenpflegschaftsvorsitzenden der Jahrgangsstufen 5 & 6. Hier besteht die Gelegenheit, sich über die Entwicklungen in den Klassen der Erprobungsstufe mit der Schulleitung und dem Erprobungsstufenkoordinator auszutauschen.
- Ein zentrales Element für die soziale Entwicklung einer Klasse ist in alter Tradition die mehrtägige Klassenfahrt nach Hardehausen, die in der Regel zu Beginn des 6. Schuljahres durchgeführt wird.
- Getreu dem Motto „Nicht wegschauen, sondern handeln!“, haben wir in den letzten Jahren für Klassen, deren Sozialgefüge in besondere Weise gestärkt werden muss, das Projekt „Tag im Wald“ entwickelt. Unter Begleitung eines Teams rund um die Schulsozialarbeiterin und die Beratungslehrer, thematisieren die Schülerinnen und Schüler ausgehend von erlebnispädagogischen Übungen die Situation in der Klasse und suchen gemeinsam Wege, diese Situation zu verbessern.
Lernprozesse begleiten
Der Übergang zum Gymnasium ist auch von einem Perspektivwechsel im Lernprozess begleitet. Gestaltete sich das Lernen in der Grundschule noch häufig intuitiv, wie von selbst, so sind im System Gymnasium neben dem intuitiven Lernen häufig auch fachspezifische Lerntechniken erforderlich. In einigen Fällen bedarf es zum Gelingen der Erprobungsstufe hierbei der individuellen Unterstützung.
- Eine wichtige Rolle nimmt die Klassenlehrerstunde ein. Hier können grundlegende Lerntechniken thematisiert und eingeübt werden, um eine systematische Entwicklung und Förderung von individuellen Lernkompetenzen und damit eine wachsende Selbstorganisation zu erreichen.
- In vier Erprobungsstufenkonferenzen pro Schuljahr tauschen sich alle unterrichtenden Lehrkräfte über den individuellen Leistungs- und Entwicklungsstand der Schülerinnen und Schüler aus und leiten bei Bedarf Fördermaßnahmen ein.
- Ab dem zweiten Halbjahr der Jahrgangstufe 5 bieten wir fachbezogene individuelle Förderung in Kleingruppen in den Fächern Mathematik, Deutsch und Englisch an.
- Bei Bedarf gibt es eine regelmäßige Übermittagsbetreuung und eine auf Elternwünsche abgestimmte Hausaufgabenbetreuung.
- Sei Jahren bieten wir eine spezielle Förderung „sprachlicher Kompetenzen im Sachfach“ (in Kooperation mit der Universität-Dortmund) für Kinder mit Migrationshintergrund an.
- Einige Schüler benötigen beim Übergang auf das Gymnasium noch zusätzliche Unterstützung: Die Selbstorganisation, das regelmäßige Lernen und das Anfertigen der Hausaufgaben gelingen in diesen Fällen noch nicht mit der nötigen Zuverlässigkeit. Hierauf reagiert das Programm „Durchstarten am MG“, welches in Kooperation mit der Schulsozialarbeit Werl für Schülerinnen und Schüler der Jahrgangstufe 6 entwickelt wurde. Im zweiwöchigen Rhythmus treffen sich die Teilnehmer von Herbst bis Ostern mit Schülerhelfern der Jahrgangstufe 9, um mit diesen Hausaufgaben anzufertigen und bewährte Lernstrategien einzuüben. In den anderen Wochen begleitet die Schulsozialarbeiterin die Teilnehmer, um mithilfe von gruppendynamischen Elementen die Schülerinnen und Schüler im Umgang mit Druck und negativen Erfahrungen zu stärken.
Im Gespräch bleiben
Wichtig für das Gelingen des Übergangs und der weiteren Entwicklung ist eine enge, vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Erziehungsberechtigten und Lehrkräften. Hierzu hat das Marien-Gymnasium ein umfassendes Beratungskonzept entwickelt, basierend auf den klassischen Elternsprechtagen, den Sprechstunden der Lehrer / -in für ausführlichere Gespräche, Förderplangesprächen sowie einem Schülersprechtag.
Abschluss der Erprobungsstufe
Am Ende des 6. Schuljahres ist für jedes Kind eine fundierte Entscheidung über die Eignung für die gewählte Schulform Gymnasium zu treffen. Deshalb wird in den beiden Jahren der Erprobungsstufe die Entwicklung einer Schülerin / eines Schülers kontinuierlich und sorgfältig verfolgt, um eventuelle Defizite frühzeitig auszugleichen und möglichen Fehlentwicklungen vorzubeugen. Auf dieser Grundlage möchten wir die Schüler / -innen und Eltern bei der Gestaltung der weiteren Schullaufbahn begleiten und beraten.
Die Verweildauer in der Erprobungsstufe beträgt höchstens drei Jahre, d.h. ein Jahr kann auf Antrag der Erziehungsberechtigten wiederholt werden. Die Entscheidung, ob ein Kind das Gymnasium weiter besuchen kann, fällt erst am Ende des 6. Schuljahres. Zu diesem Zeitpunkt legen die unterrichtenden Kolleginnen und Kollegen im Zuge der Versetzungskonferenz fest, ob eine Schülerin bzw. ein Schüler in die Jahrgangsstufe 7 versetzt wird, die Klasse 6 wiederholen kann oder auf eine andere, für das Kind besser geeignete Schulform übergehen muss. Im Zentrum dieser Entscheidung stehen für uns immer das Wohl und die Entwicklung des Kindes. In der Regel findet eine Versetzung in die Klasse 7 des Marien-Gymnasiums statt. In einigen wenigen Fällen hat es sich bewährt, dass Kinder ihren schulischen Weg besser an einer anderen Schulform weiterführen und dort mit neuem Mut durchstarten.
Fragen und Antworten:
Gibt es eine Betreuung im Nachmittagsbereich?
Offener Ganztag
Das Marien-Gymnasium ist eine Schule mit offenem Ganztag. Der reguläre Unterricht endet in den Jahrgangsstufen 5 und 6 nach der 6. Stunde. Daran schließen sich verschiedene freiwillige Förder-, Forder- und Betreuungsangebote an.
Übermittagsbetreuung
13.00 – 14.00
Eine Betreuung Ihres Kindes über Mittag ist gewährleistet. Auf Wunsch besteht in dieser Zeit auch die Möglichkeit, in Begleitung einer Aufsicht ein Mittagessen in der Genusswerkstatt einzunehmen.
Hausaufgabenbetreuung:
14.00 – 15.30 Uhr
Für den Fall, dass Sie für Ihr Kind am Nachmittag eine schulische Begleitung wünschen, bieten wir entsprechend Ihren Bedürfnissen montags bis donnerstags die Möglichkeit zur regelmäßigen Teilnahme an der Hausaufgabenbetreuung.